Unter dem Motto "Die Koordinierungsstelle Wald informiert" werden regelmäßig aktuelle Artikel zum Thema "Klimafitter Wald" veröffentlicht.
Diese können Sie auch hier nachlesen.
Trittsteinbiotope im Wald – Kleine Lebensräume mit großer Wirkung für die Biodiversität
In der Waldwirtschaft gewinnen Trittsteinbiotope zunehmend an Bedeutung. Diese kleinen, gezielt geschaffenen oder erhaltenen Lebensräume fungieren wie Trittsteine, die es Tieren und Pflanzen ermöglichen, sich zwischen größeren Waldflächen, Wiesen und anderen Biotopen zu bewegen und so den genetischen Austausch und die Verbreitung von Arten zu fördern. Waldbesitzern bieten Trittsteinbiotope eine Gelegenheit, aktiv zur Erhaltung der Artenvielfalt beizutragen und gleichzeitig naturnahe Strukturen in die forstliche Nutzung zu integrieren. Aber was genau sind Trittsteinbiotope, und wie können sie dem Wald zugutekommen?
Durch Trittsteinbiotope wird der Wald zu einem lebendigeren und widerstandsfähigeren Lebensraum. Diese Kleinstrukturen bieten Rückzugsorte für verschiedene, oft bedrohte Arten – von Insekten und Vögeln bis hin zu kleinen Säugetieren – und schaffen ein wichtiges Refugium für Arten, die im sonst homogen genutzten Forst keine geeigneten Bedingungen finden. Ein vernetztes Biotopsystem hat dabei auch positive Effekte auf die Anpassung an den Klimawandel: Wenn sich Arten über kurze Entfernungen fortbewegen können, gelangen sie leichter zu passenden Lebensräumen und sind weniger anfällig für extreme Wetterlagen und veränderte Umweltbedingungen. Zugleich fördert die Erhaltung und Schaffung dieser „Trittsteine“ die natürliche Widerstandsfähigkeit des Waldes, da eine hohe Biodiversität das gesamte Ökosystem stabiler und robuster macht.
In der Praxis können Trittsteinbiotope auf verschiedene Arten gestaltet sein und lassen sich oft durch einfache Maßnahmen einrichten. Beispiele hierfür sind Totholzansammlungen, alte Baumgruppen und kleine Feuchtstellen, die sich hervorragend als Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen eignen. Auch offene Lichtungen oder lichter Waldrand bieten zahlreichen Blütenpflanzen, Schmetterlingen und Wildbienen einen idealen Lebensraum. Ebenso bieten Steinhaufen oder Trockenmauern wertvolle Rückzugsorte für Reptilien, Kleinsäuger und wärmeliebende Pflanzen, die oft auf eng begrenzte Lebensräume angewiesen sind.
Diese Trittsteinbiotope sind für viele Waldbesitzer relativ leicht umsetzbar, ein erster Schritt besteht darin, die eigenen Waldflächen zu sichten und zu analysieren, welche Strukturen bereits vorhanden sind und wo sich gezielte Ergänzungen lohnen könnten. Die Planung kann dabei ganz einfach beginnen: Kleine Maßnahmen, wie das Liegenlassen von Totholz oder das Anlegen von Senken und Steinhaufen, entfalten oft eine große Wirkung.
Trittsteinbiotope sind also nicht nur eine ökologische Bereicherung, sondern ein Zukunftsmodell für eine nachhaltige und naturnahe Waldwirtschaft. Indem Waldbesitzer diese Biotope schaffen und erhalten, tragen sie aktiv zur Förderung der Biodiversität bei und unterstützen zugleich die klimatische Anpassungsfähigkeit des Waldes. Wer also heute in Trittsteinbiotope investiert, legt damit das Fundament für einen vitaleren, widerstandsfähigeren Wald von morgen.
(Erscheinungsdatum 11.2024)
Waldboden – Unsichtbares Ökosystem unter unseren Füßen
Ohne Waldboden kein Wald. Waldböden bilden das Fundament der heimischen Wälder und sind damit eine essentielle forstliche Ressourcen. Sie sind wichtig für das Baumwachstum und erfüllen viele weitere ökologische Funktionen.
Multitalent
Waldböden sorgen für sauberes Trinkwasser, schützen vor Hochwasser, sind Lebensraum unzähliger Organismen und bilden die Grundlage für die Holzproduktion. Zudem sind sie ein Kohlenstoffspeicher, was besonders im Zusammenhang mit dem Klimawandel von großer Bedeutung ist.
Nachhaltige Nutzung
Waldböden unter nachhaltiger Nutzung sind in der Regel sehr naturnah aufgebaut. Lange Produktionszeiträume und eine extensive Bodenbewirtschaftung im Wald tragen dazu bei. Ein geschlossener Nährstoffkreislauf in Wäldern sorgt für eine automatisch ablaufende forstliche Produktion.
Als Folge der jährlich anfallenden Streu bildet der Waldboden mithilfe der Bodentiere und Mikroorganismen eine Humusauflage, die als Teil des natürlichen Stoffkreislaufs die Bäume mit Nährstoffen versorgt. Durch Humusbildung speichern Waldböden hohe Mengen an organischem Kohlenstoff und wirken somit dem Klimawandel entgegen. Die Humusauflage kann allerdings durch Bewirtschaftungsfehler zerstört werden.
Gefahren für den Waldboden
Der Wald selbst ist der beste Schutz für den Boden. Die geschlossene Pflanzendecke aus Bäumen, Sträuchern, Kräutern und Moosen schützt vor Erosion. Dies schützt allerdings nicht vor den anhaltenden Einträgen von Luftverunreinigungen. Durch die Filterwirkung der Wälder liegen die Einträge von Säuren, Stickstoff und anderen Schadstoffen in Waldbeständen deutlich über denen im Freiland, was zu einer Versauerung führt.
Bei der Waldbewirtschaftung ist es immens wichtig, den Waldboden zu schonen und seine Funktionen nicht zu beeinträchtigen. Eine artenreiche Baumartenmischung sorgt für gute Durchwurzelung und ein aktives Bodenleben. Bestimmte Baumarten können dazu beitragen, Bodenverdichtungen schneller zu regenerieren und Nährstoffverluste durch Auswaschung zu minimieren. Die Erle ist beispielsweise eine Baumart mit verdichtungstoleranten Wurzeln, während der Ahorn durch seine gut abbaubare Streu der Versauerung des Bodens entgegenwirken kann. Die Tanne und die Eiche haben ein tief reichendes Wurzelwerk, das zu einem umfassenderen Nährstoffkreislauf beiträgt.
Ein schonend bewirtschafteter Mischwald, mit einer hohen standortangepassten und klimaangepassten Baumartenvielfalt ist die beste Grundlage für einen leistungsfähigen und gesunden Wald.
(Erscheinungsdatum 5.2024)
Klimafitte Dauerwälder als wichtige CO2-Speicher
In den österreichischen Wäldern sind circa 985 Millionen Tonnen Kohlenstoff in Form von Biomasse und in den Böden gespeichert. Um langfristig viel Kohlenstoff auf der Fläche zu halten und gleichzeitig permanent CO2 aus der Luft aufzunehmen, ist es von entscheidender Bedeutung, den Biomassebestand und die Produktivität hochzuhalten. Wird der Wald außer Nutzung gestellt, überaltert er und gibt durch Verrottung den gespeicherten Kohlenstoff als CO2 wieder in die Atmosphäre ab. Eine Bewirtschaftung hin zum klimafitten Dauerwald, bei dem der Wald genutzt, aber nicht kahlgeschlagen wird, ist daher erstrebenswert.
Ein wichtiger Kohlenstoffspeicher im Wald ist die Humusauflage, welche sich aus Blättern, Nadeln und Zweige bildet. Wird ein Bestand kahl geschlagen, fehlt der Eintrag an Blättern, Nadeln und Totholz. Da der Boden nicht mehr vor der Sonne geschützt wird, steigt die Temperatur hier stark an und der Abbau der Humusauflage wird beschleunigt. Durch den Kahlschlag eines Bestandes geht ein großer Teil des in der Humusauflage gespeicherten Kohlenstoffs verloren und es dauert bis zu 200 Jahre um das ursprüngliche Niveau an Humusauflage wieder zu erreichen.
Nicht nur in der oberirdischen Biomasse, sondern auch im Waldboden werden beträchtliche Mengen an Kohlenstoff gebunden. Eine Faustregel besagt, dass bei einem erntereifen Bestand die doppelte Menge an Kohlenstoff aus der oberirdischen Biomasse im Boden gespeichert ist. Laub, Nadeln, Rinde und totes Holz werden von Bodenlebewesen in die Erde eingearbeitet. Doch auch hier gibt es Grenzen, der Kohlenstoffgehalt steigt nicht unendlich, ab einem gewissen Punkt wird durch die Umsetzung der Bodenorganismen genau so viel Kohlenstoff veratmet wie eingetragen wird.
Ein dauerbewirtschafteter und klimafitter Wald zeichnet sich dadurch aus, dass in ihm mehrere Baumarten aller Altersstufen zu finden sind. Dadurch wird eine Reduzierung der Humusauflage vermieden und das Risiko von großen Schäden durch Stürme oder Schädlinge ist weitaus geringer. Ein bewirtschafteter Dauerwald spielt daher nicht nur im Klimaschutz als Kohlenstoffsenke eine bedeutende Rolle, sondern auch in der Anpassung an veränderte Klimabedingungen.
(Erscheinungsdatum 11.2023)